Sonntag, 31. August 2025

Aus dem „Prophetischen Tagebuch“

Manchmal bleibt mein Engel zu Hause. Warum auch nicht, wenn es nichts zu verkünden gibt? Dann kann er sich den Weg zu mir sparen. Wenn er zu mir kommt, kommt er nicht ja zum Vergnügen. Übrigens auch nicht zu meinem. Es geht um Arbeit. Unser Verhältnis ist rein geschäftsmäßig. Er sagt mir, was zu tun ist, und ich mache mich ans Werk. Erst wenn er weg ist, erlaube ich mir, ein wenig zu zu murren. Ich murre immer, schon aus Gewohnheit, die Freiheit nehme ich mir. Zwar erledige ich, was man mir aufträgt, aber ich behalte mir vor, meine Bedenken zu haben. Was bringt das schon, was ich machen soll? Ich gehöre nicht zu denen, die viel bewirken. Meistens bewirke ich sogar gar nichts. Trotzdem mache ich, wie gesagt, immer, was der Engel mir verkündet hat. Meine Arbeit dient ja nicht mir selbst, es ist Auftragsarbeit zum Nutz und Frommen anderer. Ob sie mir gefällt oder nicht, spielt keine Rolle. Sicher, ich bemühe mich, sie gut zu machen, aber auch das spielt keine Rolle. Wenn mein Engel mir einen neuen Auftrag bringt, fragt er nie nach der Erledigung des alten und sagt nichts dazu. Es ist eben alles, wie es ist. Und wenn er zu Hause bleibt, dann gibt es eben nichts zu tun. Zumindest keine Auftragsarbeit. Das ist mir ganz recht, denn es ist ja nicht so, dass ich mir sonst nichts zu tun wüsste.

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