Dienstag, 14. Oktober 2025

Versuch eines „langen“ Satzes

Zur nämlichen Stunde an anderem Ort beschloss einer, der bisher dies und das getan hatte, fortan etwas anderes zu tun, zumal das, was er bisher getan habe, wie er sich sagte, nicht das gewesen sei, was er eigentlich habe tun wollen, während das, was er habe tun wollen, durch die Verhältnisse, in denen er sich befinde, bisher verhindert worden sei oder doch zumindest stark eingeschränkt und behindert, und obwohl er durchaus zugab, dass die Verhältnisse immer noch dieselben waren, war er fest entschlossen, sich von nun an von ihnen in seinem Tun und Lassen nicht mehr bestimmen zu lassen, also weder sich zu dem nötigen zu lassen, was er nicht tun wollte, noch sich von dem abhalten zu lassen, was er eigentlich tun wollte, denn er war doch immerhin, wie er sich sagte, ein innerlich freier Mensch, einer, der sich von den Verhältnis zumindest in Gedanken frei machen konnte, und es lag somit, wie er nun zu erkennen meinte, keineswegs nur an den Verhältnissen, ob er tat, was er tat, und nicht tat, was er nicht tat, sondern eben auch und vor allem an ihm selbst, sozusagen an seinem Verhältnis zu den Verhältnissen, also daran, ob er sich ihnen fügte oder sich gegen sie zur Wehr setzte, und das, obwohl selbstverständlich, wie er durchaus einsah, die äußeren Verhältnisse, ob sie nun widrig oder förderlich waren, auf ihn zurückwirkten, darauf, wie er sich wahrnahm und fühlte, was er sich zutraute oder nicht und nicht zuletzt auch auf das, was er wollte oder nicht, sodass seine innere Freiheit, von der er so überzeugt war, vielleicht doch nichts anderes war als eine Art von Reaktion auf äußere Bedingungen und Einflüsse, und er überlegte sogar, ob diese Freiheit, die er sich zuschrieb, nämlich die Freiheit dies zu wollen und jenes nicht, währen die Verhältnisse ihm etwas anderes vorzuschreiben schienen, ob diese Freiheit also vielleicht nichts anderes sei als eine Art von Widerwillen gegen Fremdbestimmung, ein Trotz sozusagen, und somit durchaus abhängig von den Verhältnissen, gegen die dieser Trotz sich richtete, aber diese Abhängigkeit, sagte er sich, sei doch im Grunde nichts anderes als das unabweisbare Angewiesensein auf die Wirklichkeit selbst, weil man ja offensichtlich dem, was sei, wie es sei, nie entkomme, es sei denn man verändere es, um es aber verändern zu können, müsse man es als das nehmen, was es sei und wie es sei, sonst habe man es zweifellos nicht mit der Wirklichkeit zu tun, sondern mit bloßer Einbildung, weshalb er also, wenn er frei sein wolle, und das wolle er unbedingt, sich eingestehen müsse, dass er unfrei sei, was ihm aber bereits eine gewisse Freiheit verschaffe oder zumindest ein bestimmtes Verhältnis dazu, denn wer wisse, dass er unfrei sei, wisse auch oder ahne es zumindest, dass es Freiheit geben müsse, wenn schon nicht als Wirklichkeit, dann immerhin als Möglichkeit, und diese Möglichkeit zu verwirklichen nahm er sich vor, nicht obwohl, sondern gerade weil die Verhältnisse dagegen waren, denn da sie es nun einmal waren, davon war er überzeugt, mussten sie geändert werden. 

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